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Space Sweepers – Kritik

Schwindelerregende Verfolgungsjagden, ein Kind als tickende Zeitbombe und ein Roboter, der im Weltraum Rainer Maria Rilke liest: Der südkoreanische Science-Fiction-Blockbuster Space Sweepers lässt keine Wünsche offen, wenn es um abgefahrene Ideen geht. Ursprünglich fürs Kino konzipiert feiert der von Jo Sung-hee inszenierte Film aufgrund der Corona-Pandemie nun auf Netflix seine Premiere und entpuppt sich als wilder Ritt durch labyrinthische Raumstationen, während im Hintergrund eine riesige Verschwörung im Gang ist.

Die Geschichte von Space Sweepers entführt ins Jahr 2092. Die Erde stirbt und die Menschheit flieht in den Weltraum. Allerdings haben nur die wenigsten Erdenbürger*innen das Privileg, in das neue Paradies aufzusteigen, das der visionäre James Sullivan (Richard Armitage) im Orbit geschaffen hat. Die meistem Menschen bleiben in der irdischen Hölle zurück oder schlagen sich auf anderem Wege durch, wie zum Beispiel die titelgebenden Space Sweepers, die mit ihren kantigen Raumschiffen den Müll einsammeln, der den Sternenhimmel verschmutzt.

Wir lernen die düstere Zukunft des Films somit durch die Augen von Außenseiter*innen kennen. Mit Schrottmühlen, die selbst den Millennium Falcon wie ein formvollendetes Raumschiff wirken lassen, bahnen sie sich ihren Weg durch die Finsternis. Die Gebrauchsspuren dieser Welt sind eindeutig zu erkennen. Besonders an Bord der Victory, die sich unter dem Kommando der furchtlosen Captain Jang (Kim Tae-ri) befindet, hängen unzählige Kabel von der Decke und gewähren einen Einblick in das Chaos, das an Bord herrscht. Ständig muss improvisiert werden, wodurch der Film niemals zur Ruhe kommt.

In Space Sweepers exisitiert aber nicht nur heruntergekommene Objekte, die durch den Weltraum rauschen. Der massive Einsatz von computergenerierten Spezialeffekten verleiht dem Film eine Künstlichkeit, die deutlich im Kontrast zum gebrauchten Charakter der Raumschiffe steht. Space Sweepers schrammt am liebsten an gigantischen Oberflächen vorbei, besitzt jedoch kein Gespür für die Textur dieser. Sie sind zu glatt und sauber. So abenteuerlich der Film streckenweise gestaltet ist, Jo Sung-hee vermag es selten, ein Gefühl für die filmischen Räume zu schaffen, die er in epischen Bildern einfängt.

Am reizvollsten sind die Momente, in denen sich der Film als Mischung aus den thematischen Motiven von Alita: Battle Angel und dem visuellen Bombast von Valerian and the City of a Thousand Planets erweist. Und dann wäre da noch das große Vorbild Cowboy Bebop. Vor allem das Zusammenspiel Victory-Crew erinnert an die ikonische Animeserie, die von den Abenteuern einer Gruppe Kopfgeldjäger*innen in der Zukunft erzählt. Space Sweepers findet sich irgendwo zwischen all diesen Einflüssen wieder und ist dabei gleichermaßen unterhaltsam wie charmant, wenn auch nie so gut, wie er sein könnte.

Beitragsbild: Space Sweepers © Netflix