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21 Bridges – Kritik

Kurz nach der rastlosen New York-Odyssee Uncut Gems erscheint mit 21 Bridges der nächste Thriller, der in die Straßen der US-amerikanischen Metropole entführt. Ganz Manhattan fungiert als Spielfläche des Polizeifilms, der in seiner einfachen Struktur fast wie ein Relikt aus einer anderen Dekade wirkt. Selbst wenn hinter 21 Bridges mit den Russo-Brüdern die kreativen Köpfe der jüngsten Avengers-Abenteuer als Produzenten stehen, entzieht sich der Film dem überwältigenden Blockbuster-Spektakel und liefert bodenständige Genrekost. In Anbetracht der knalligen Konkurrenz droht eine solch unauffällige Produktion, in der Masse unterzugehen. Doch 21 Bridges hat sein eigenes reizvolles Spektakel zu bieten.

Der heimliche Hauptdarsteller ist nämlich – wie im eingangs erwähnten Uncut Gams – New York. Wenngleich Regisseur Brian Kirk die Textur der Großstadt nicht einmal ansatzweise so stark in Szene setzt wie die Safdie-Brüder, zehrt 21 Bridges sehr von der Prämisse, dass Manhattan als Insel abgeriegelt wird, um zwei Kriminelle zu fassen. Der Titel ist also Programm: 17 Brücken und vier Tunnel werden geschlossen. Eine Nacht hat Detective Andre Davis (Chadwick Boseman), um zwei flüchtige Cop-Killer zu fassen. Um fünf Uhr morgens soll der normale Verkehrsbetrieb wieder aufgenommen werden. Damit ist die Zeit der erste große Gegenspieler, bevor nach und nach eine Verschwörung in den eigenen Reihen zutage tritt.

Durch Häuserschluchten rasen fortan die Blaulichter in der Nacht, ehe 21 Bridges für sein Finale in den Untergrund wechselt und die Figuren durch U-Bahnen jagen lässt. Brian Kirk fängt dabei einige wirklich tolle Bilder ein, wenngleich sein Film in den meisten Fällen noch viel zu bescheiden ist, wenn es um die Integration der pulsierenden Umgebung geht. Tony Scott, Jaume Collet-Serra und Michael Mann kommen stellenweise in Erinnerung. Trotz der vielen Aufnahmen von Menschen und Autos, die durch das urbane Labyrinth irren, erreicht 21 Bridges selten die Dichte seiner Vorbilder. Spannend wird es dafür, wenn der begrenzte Schauplatz thematisiert wird, immerhin sorgt die Abschottung vom Rest der Stadt für eine absolute Ausnahmesituation.

Das Drehbuch von Adam Mervis und Matthew Michael Carnahan denkt derweil über das New York Police Department als Institution und Familie nach. Davis selbst hat einen Vater mit ruhmreicher Vergangenheit, während er mit seinem eigenen Ruf hadert. Korrupte Kollegen und unantastbare Vorgesetzte – routiniert jongliert 21 Bridges mit vertrauten Genreelementen und sorgt dafür, dass am Ende ein Schuss noch einmal alles verändert. Die große Enthüllung im Epilog verläuft dagegen unerwartet erschöpfend, sodass Brian Kirk den Moment verpasst, einen großen New York-Film zu erzählen, der noch lange nach dem Morgengrauen jener schicksalhaften Nacht nachhallt. Die letzte, austauschbare Einstellung der Stadt und ihrer Brücken manifestiert diesen Eindruck. 

21 Bridges © Concorde