Was für ein Filmjahr! Gleich zwei neue Filme von Steven Spielbergs starteten bei uns dieses Jahr in den Kinos während Netflix dem neusten Werk von Alfonso Cuarón die denkbar größte Platform inklusive eines limitierten Leinwandstarts bot. Darüber hinaus kehrte der Geist von Orson Welles zurück, während Alicia Vikander als Lara Croft in die Fußstapfen von Angelina Jolie trat. Im Angesicht solch aufregender Ereignisse fällt die Beschränkung auf 25 Lieblingsfilme natürlich schwer, selbst wenn der deutsche Kinostart bereits als erste Eingrenzung dient. Deshalb gibt es wie immer an dieser Stelle eine kleine Auswahl an Filmen, die es nicht in die endgültige Auswahl geschafft, mich in den vergangenen zwölf Monaten trotzdem begeistert haben.
Ein Dino, der nach einem Abschiedstanz im glühenden Staub verschwindet – so ha sich Jurassic World: Fallen Kingdom ins Gedächtnis gebrannt. Auch die Bewegung, wenn Margot Robbie in I, Tonya übers Eis schlittert, war fantastisch. Die Hitze und der Schweiß in Revenge sollten ebenfalls nicht vergessen werden, genauso wie das Alpaka im Hintergrund von Zama. Der Kinderfilm des Jahres stammt derweil von Joya Thome und trägt den tollen Titel Königin von Niendorf. Außerdem war da noch die Kälte in Thoroughbreds, der Strand in Ava und die Unbehaglichkeit von Suspiria. Steven Soderbergh iPhone-Film inspirierte ebenfalls, während Todd Haynes’ berührender Carol-Nachfolger, Wonderstruck, heimlich auf Amazon veröffentlicht wurde.
Christopher Robin verfehlte derweil knapp die Magie von Paddington 2, während Alles ist gut aufwühlendes deutsches Kino lieferte. Spike Lee ist immer noch wütend – und das ist gut, vor allem, wenn ein Film wie BlacKkKlansman dabei herauskommt. Glücklich wie Lazzaro wär ich auch gerne gewesen, geblieben ist mir aber nur ein Bruder, der Robert heißt und ein Idiot ist. Unerwartet erwischt hat mich die Aufrichtigkeit von The Rider, während Liam Neeson als The Commuter zwischen New York und den Vororten pendelte. Ebenfalls auf der Zielgeraden ausgeschieden sind Incredibles 2 und On the Beach at Night Alone – da gab es dieses Jahr Hong Sang-soo-Filme, die mich mehr berührt haben, leider aber keinen Kinostart hatte.
25. Spider-Man: Into the Spider-Verse (Diverse, 2018)
Auf den letzten Metern von 2018 explodierte die Leinwand noch einmal richtig, als Miles Morales durch die Häuserschluchten von New York schwang, denn die Farben von Bewegungen von Spider-Man: Into the Spider-Verse waren mindestens genauso beeindruckend wie mitreißend. Wie ein pulsierender Energiekern leuchtet die Stadt in diesem Film.
24. Love, Simon (Greg Berlanti, 2018)
Hätte ich eine Heavy-Rotation-Playlist für Filme würde Love, Simon vermutlich in Dauerschleife laufen. Aber kein Wunder: Wenn Greg Berlanti, der zwei Dekaden im Fernsehen für The WB/The CW gearbeitet hat, einen Teenie-Film ins Kino bringt, das ist er perfekt – in jeder Hinsicht. Love, Simon trifft so viele richtige Töne. Ich will diesen Film einfach nur umarmen.
23. A Star Is Born (Bradley Cooper, 2018)
Vielleicht die schönste Titeleinblendung des Jahres: Lady Gaga läuft tanzend durch eine nächtliche Gasse, während sich in großen Lettern A Star Is Born über das Bild legt. Bradley Coopers Regiedebüt schreckt vor keiner großen Emotion zurück. Am schönsten ist die Liebesgeschichte jedoch, wenn sie sich in ihren intimen, zerbrechlichen Momenten verliert.
22. Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (David Yates, 2018)
Am Ende von Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald ist es ausgerechnet Johnny Depp, der dafür sorgt, dass einem der Atem stockt. So chaotisch das Drehbuch auf den ersten Blick wirkt, in seinen Themen überzeugt die Fortsetzung des Harry Potter-Prequels mit präzisen Beobachtungen und verzaubert dazu mit James Newton Howards feinem Score.
21. The Shape of Water (Guillermo del Toro, 2017)
Das Kinomärchen des Jahres kommt von Guillermo del Toro, der nostalgisch in die Geschichte der bewegten Bilder blickt und dabei verträumt seine eigene Liebesgeschichte erzählt, die nicht nur durch ihre Figuren, sondern ebenfalls die detailverliebte Ausstattung zum Leben erwacht. Außerdem verantwortlich für die Magie von The Shape of Water: Maestro Alexandre Desplat.
20. Bumblebee (Travis Knight, 2018)
Wenn Der Gigant aus dem All auf Pete’s Dragon trifft und dazwischen E.T. the Extra-Terrestrial in einer Welt aus Autobots und Decepticons zum Leben erwacht, dann hat das Transformers-Franchise einen wundervollen neuen Eintrag gefunden. Die Freundschaft zwischen Hailee Steinfeld und dem stimmlosen Bumblebee ist pures Kino.
19. An Elephant Sitting Still (Hu Bo, 2018)
Eine vierstündige Reise durch graue Landschaften: Die Details von An Elephant Sitting Still verschwimmen immer mehr in meiner Erinnerung. Was bleibt, ist das Gefühl, das der Film hinterlassen hat. Denn nach all den niederschmetternden Augenblicken reicht der Bruchteil einer Sekunde aus, um zu wissen, dass sich die Reise gelohnt hat.
18. Shoplifters (Hirokazu Koreeda, 2018)
Unscheinbar inmitten der urbanen Umgebung lebt die Familienbande in Hirokazu Koreedas neustem Film Shoplifters, der mit unglaublicher Leichtigkeit eine tieftraurige Geschichte erzählt. Ein Leben im Diebstahl – und jeder weiß davon, selbst die Bestohlenen. Ein Geben und Nehmen, doch nur so funktioniert die Welt, bis diesem Experiment der Freiheit ein Riegel vorgeschoben wird.
17. Annihilation (Alex Garland, 2018)
Als eines der faszinierendsten Rätsel des Kinojahres offenbarte sich Alex Garlands Verfilmung von Annihilation mit der stets großartigen Natalie Portman. Irgendwo im Nirgendwo am Ende der Welt treffen zwei Körper im Einklang aufeinander und dennoch muss einer zerstört werden, damit der andere überlebt. Schönheit und Hässlichkeit liegen in diesem (Alb-)Traum in Grün dicht nebeneinander.
16. The Post (Steven Spielberg, 2017)
Steven Spielberg versammelt ein richtig starkes Ensemble, angeführt von Meryl Streep und Tom Hanks, um ein Stück Geschichte zu erzählen, das – wie alle seine Filme – mühelos ohne den spezifischen Kontext der Zeit funktioniert. Aufregend und lebendig ist die Odyssee der Verlegerin, die von Kameramann Janusz Kamiński überaus elegant eingefangen wird.
15. The Woman Who Left (Lav Diaz, 2016)
Eine Frau kehrt zurück und bewegt sich durch die schwarz-weißen-Bilder von Lav Diaz, während einmal mehr philippinische Geschichte und Gegenwart verhandelt wird. The Woman Who Left strotz vor einfühlsamer Momente und aufmerksamen Bildern. Dennoch fühlt es sich merkwürdig an, dass der Film jetzt erst in den deutschen Kinos kam.
14. Ready Player One (Steven Spielberg, 2018)
Das Glück, gleich zwei großartige Filme von Steven Spielberg innerhalb weniger Monate im Kino zu sehen, kann ich immer noch nicht ganz fassen. Kurz nach The Post folgte der phänomenale Ready Player One, der immer noch die wildeste Achterbahnfahrt des Jahres für mich ist und mit seinen schwindelerregenden Bildern ein paar der spannendsten Kino-Fragen des Jahres stellt.
13. Lady Bird (Greta Gerwig, 2017)
Da steht man dann an der Kinokassen und überlegt sich, welchen neuen Film man schauen könnte, ehe die Wahl doch wieder auf Lady Bird fällt: Greta Gerwigs Regiedebüt ist ein famoser kleiner Film, der so offen und ehrlich ist, dass er einen mit all seinen Ideen und Gedanken geradezu überrumpelt. Spätestens am Flughafen kommen dann die Tränen. Und Saoirse Ronan!
12. Mission: Impossible – Fallout (Christopher McQuarrie, 2018)
Pure Atemlosigkeit: Tom Cruise rennt durch Mission: Impossible – Fallout wie ein Gestörter und Christopher McQuarrie ist als Regisseur verrückt genug, um seinem Star rund um den Globus zu folgen, wenn er sich aus Flugzeugen stürzt, in Felswänden hängt oder sich schlicht zusammen mit Henry Cavill durch ein klinisch weißes Bad prügelt, sodass am Ende ein dreckiges Schlachtfeld bleibt.
11. First Man (Damien Chazelle, 2018)
Die erste Mondlandung als intimes Drama, das am Ende das Gefängnis seines Protagonisten aufsprengt und in überwältigenden IMAX-Bildern die Oberfläche des Mondes offenbart: Nach La La Land lässt Damien Chazelle in First Man Raketen und Astronauten zur Musik von Justin Hurwitz tanzen, während die Bilder wackeln und vibrieren. Und dann die Mondlandung!
10. Solo: A Star Wars Story (Ron Howard, 2018)
Ein atemberaubendes wie extrem kurzweiliges Weltraumabenteuer: Solo: A Star Wars Story absolviert den Kessel Run mit Bravour und hat gleich mehrere Male für Gänsehaut gesorgt. Selbst wenn dem Film sein einer, definierender großer Moment fehlt, reihen sich viele kleine Episoden aneinander, die die weit, weit entfernte Galaxis lebendig werden lassen.
9. The Other Side of the Wind (Orson Welles, 2018)
Orson Welles kehrt nach Hollywood zurück und erkennt die Hinterhöfe der großen Studios kaum wieder. Zwischen Zerfall und Neubeginn taucht The Other Side of the Wind in eine Zeitenwende ein, sowohl zur Zeit seiner Entstehung als auch jetzt, zur Zeit seiner Fertigstellung und Premiere in Venedig und auf Netflix. What a time to be alive.
8. Under the Silver Lake (David Robert Mitchell, 2018)
Noch ein Streifzug durch Hollywood: Nach It Follows verirrt sich David Robert Mitchell in den geheimnisvollen Straßen des sonnigen Los Angeles, während Andrew Garfield planlos durch die Gegend stolpert, als hätte er sich auf der Suche nach Riley Keough nicht nur in der falschen Party, sondern auch im falschen Jahrzehnt verirrt.
7. You Were Never Really Here (Lynne Ramsey, 2017)
You Were Never Really Here ist ein Film, der eigentlich nur aus den Bildern dazwischen besteht. Lynne Ramsey dringt ein in die Zwischenräume einer Geschichte, wie wir sie schon unzählige Male im Kino gesehen haben. Was bleibt, ist ein Film voller verblüffender Momente und den traurigen Augen von Joaquin Phoenix die mehr gesehen haben, als sie jemals sollten.
6. Transit (Christian Petzold, 2018)
Sowohl Christian Petzolds Film als auch Anna Seghers Romanvorlage haben mich dieses Jahr viel begleitetet. In Transit lassen sich Worte und Bilder so bewusst aufnehmen wie in kaum einem anderen Werk dieses Jahr. Dazwischen sind die Menschen, die suchen und irren und finden, fabelhaft gespielt von Paula Beer und Franz Rogowski. Und über all dem liegt die Stimme von Matthias Brandt.
5. Ex Libris: The New York Public Library (Frederick Wiseman, 2017)
Frederick Wisemans Meisterwerk Ex Libris: The New York Public Library entführt hinter die Kulisse einer New Yorker Institution, die das Leben der Stadt weit über die bekannte Lokalität hinaus bestimmt und definiert. Unendlich inspirierend erzählt Frederick Wiseman von Menschen und wie sie zusammenleben. Ein Film, von dem ich mir gewünscht hätte, dass er niemals endet.
4. Phantom Thread (Paul Thomas Anderson, 2017)
Daniel Day-Lewis verabschiedet sich von der großen Leinwand – und mit was für einem Film! Gemeinsam mit Paul Thamas Anderson und der ebenso großartigen Vicky Krieps marschiert er voller Eleganz und Zerbrechlichkeit durch das London der 1950er Jahre. Phantom Thread erzählt von den Abgründen zwischen Liebe und Obsession, begleitet von Jonny Grennwods romantischem Score.
3. The Florida Project (Sean Baker, 2017)
Im Schatten von Disneyland entdeckt Sean Becker in The Florida Project die echten magischen Geschichte und die sehnsüchtig Träumenden, die das Feuerwerk am Horizont beobachten, ehe sie nach all den Niederlagen endlich ausbrechen und das Königreich in einer stürmischen Bilderflut erobern, die selbst ein Jahr nach dem Kinobesuch noch für Gänsehaut sorgt.
2. Roma (Alfonso Cuarón, 2018)
Alfonso Cuarón bringt die Schwerelosigkeit des Weltraums auf die Erde, in diesem unheimlich bewegenden Film, der so schlicht wie schön ist, ohne die tragische Note zu übersteigern, geschweige denn zu vergessen. Roma ist auch einer dieser Filme, der ewig hätte gehen können. Immerhin bleibt uns der Blick in den Himmel, wo die Sonne scheint und Flugzeuge fliegen.
1. Call Me By Your Name (Luca Guadagnino, 2017)
Ein filmischer Sommer, der selbst bis in die kältesten Wintertage für Wärme und Geborgenheit sorgt: Luca Guadagninos Call me By Your Name-Adaption ist ein schwereloser Film, der tief in seinem Inneren trotzdem eine tiefe Tragik besitzt und dermaßen poetisch davon erzählt, dass einen die Emotionen am Ende ungebremst überrollen, während Timothée Chalamet ins Feuer blickt.
Spider-Man: Into the Spider-Verse © Sony Pictures / Love, Simon © 20th Century Fox / A Star Is Born © Warner Bros. / Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald © Warner Bros. / The Shape of Water © 20th Century Fox / Bumblebee © Paramount Pictures / Shoplifters © Wild Bunch / Annihilation © Netflix / An Elephant Sitting Still © Arsenal / The Post © Universal Pictures / The Woman Who Left © Grandfilm / Ready Player One © Warner Bros. / Lady Bird © Universal Pictures / Mission: Impossible – Fallout © Paramount Pictures / First Man © Universal Pictures / Solo: A Star Wars Story © Walt Disney / The Other Side of the Wind © Netflix / Under the Silver Lake © Weltkino Filmverleih / You Were Never Really Here © Constantin Film / Transit © Piffl Medien / Ex Libris: The New York Public Library © Kool Filmdistribution / The Florida Project © Prokino / Roma © Netflix / Call Me By Your Name © Sony Pictures
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